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Flohalt
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Schluß, bevor es nuttig wird

"Abschied der Flöhe" - das letzte Programm des Floh de Cologne

Donnerstag, 7.April 1983

Siebzehn Jahre lang waren sie immer ganz vorne, aber nie ganz oben. Der Floh de Cologne, von Fans, Freunden und Anfeindern einhellig "die Flöhe" genannt, hört auf. Die fünf Kabarettisten und Musiker aus Köln und dem Ruhrgebiet haben nach mehr als anderthalb Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit die Überzeugung gewonnen, daß es sinnvoll sei, sich beizeiten, "solange man eben weder inhaltlich auf Null ist, und solange man sich noch mag"", zu trennen.

"Faaterland" heißt ihre letzte Schallplatte, die gerade erschienen ist, und Ade sagen wollen die Fünf mit dem ,,Abschied derFlöhe", einem letzten Programm, bei dem ihnen der altgediente Liedermacher Dieter Süverkrüp und das anarchistische Trio Die 3 Tornados zur Seite stehen. Das Ganze endet dann zum Schluß der letzten Tournee (die heute in Frankfurt beginnt) mit einem "mordsmäßigen“ Konzert am 14. Mai in der Kölner Sporthalle und einem Fest mit allen Freunden. "Zuletzt werden wir hoffentlich noch einmal die Fans verunsichern", sagen sie und meinen damit die Kombination des Programms: Der eher der dogmatischen Linken zuzurechnende Süverkrüp - die Flöhe waren immer proletarisch, aber nie dogmatisch - und die eher anarchischen Tornados - die Flöhe haben sozialistische Solidarität auch immer als Disziplin begriffen.

Als man vor 17 Jahren begann, war das ein Kabarett klassischen Zuschnittes: Nummern, Songs, Sketches. Sie unterschieden sich nur dadurch von den Etablierten ihrer Zunft, daß sie sich im eigentlichen Sinne als politisch verstanden: Partei nehmen wollten sie, parteiisch für die streiten, die man damals noch "Malocher" nannte, für die Arbeiter, die kleinen Leute. Es ging ein gewaltiges Rümpfen damals dµrch jene Berufsatire, die jeden und jedes ein wenig zwickte, niemanden aber ernstlich trat. Was ein anderes Holz da die Flöhe, deren stets von unten nach oben gespritztes Gift seine Höhepunkte in der "Geier-Symphonie" fand, einem pietätlosen, literarisch brillant pointierten Spektakel zum Tode des Nabobs Friedrich Flick und später in der Rockoper "Koslowski" über einen jugendlichen Hüttenarbeiter.

Der Floh de Cologne hat Kabarettgeschichte gemacht, und dies mehrfach: Als ersten kam ihnen das alte Nummernkabarett zu zerfleddert und unverbindlich vor; sie bauten kompakte Programme mit durchgehendem Tenor. Als erste begannen sie, multimedial Musik als wirklich gleichberechtigten Bestandteil sowie Dia und Film ins Programm einzubauen. Als erste begannen sie, richtige Programmgeschichten, abendfüllende Bühnenwerke satirischen Inhalts zu fertigen - zumindest für Deutschland sind sie die Erfinder der Rockoper. Schließlich noch waren sie es, die engagierte Texte der Liedermacher-Aura entkleideten und saftige Songs und Schlager daraus machten; so sind sie schließlich die Großväter aller neueren deutschen Wellen geworden.

Diese neuen deutschen Wellen haben ihnen freilich auch das Leben schwer gemacht. Die Verfielfältigung brachte Verflachung. Wegen ihres politischen Engagements konnten sie nie ganz mit rein kommerziellen Leuten konkurrieren. Heute kommt noch hinzu, daß bei Öffentlicher Hand und Gewerkschaften die Kassen knapp werden, von denen sie oft als äußerst unterhaltsames Bildungsprogramm herumgereicht wurden.

So sagen sie: "Wenn wir jetzt so mithalten wollten, daß ein besseres Leben herausschaut - Fettaugen sind wir sowieso nie gewesen, es hat immer gerade so gereicht -, dann müßten wir richtig kommerziell hinlangen. Das aber wäre unter dem Namen Floh de Cologne unmöglich, das wäre der Ruin dieses guten Namens." MICHAEL FRANK

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info@flohdecologne.de
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SZ  7.April 1983 von
SZ  17. Mai 1983